Unternehmen, die sich zunehmend der Digitalisierung zuwenden, werden von einer Welle der technologischen Revolution überrollt. Die Entwicklung der Beschaffungsfunktion geht in die gleiche Richtung. Das E-Procurement in Europa nimmt weiter Fahrt auf, wie der vierte Digital Procurement Survey 2022 von PwC bestätigt. Werfen wir jedoch einen genaueren Blick auf die Situation bei der Online-Beschaffung. Welchen Stellenwert hat die Digitalisierung der Beschaffung in Europa? Wie sind die Aussichten für die kommenden Jahre? Und was sind die Prioritäten für die Digitalisierung der Beschaffung?
Wie weit ist das E-Procurement in Europa fortgeschritten?
E-Procurement, auch bezeichnet als „Online-Beschaffung“ oder „Digitalisierung der Beschaffung“, ist in der B2B-Welt im Aufschwung. Wo steht Europa bei diesem Wandel? Was sind die Ziele europäischer Unternehmen?
E-Procurement in Europa: der aktuelle Stand der Dinge
Alle Kontinente befinden sich im Übergang zu einer Digitalisierung der Beschaffung. Europa steht mit 41% digitalisierter Prozesse an dritter Stelle, gleich hinter dem Nahen Osten und Afrika.
Die jüngsten Gesundheits- und militärischen Krisen haben die Bedeutung der Digitalisierung deutlich gemacht, aber auch die Notwendigkeit sofortigen Handelns aufgezeigt, damit Unternehmen schnell auf die Herausforderungen der globalen Wirtschaft reagieren können.
Daher haben sich die Beschaffungsabteilungen mehr auf das kurzfristige Risikomanagement (Beschaffung, Lieferanten) konzentriert — auf Kosten langfristiger Initiativen zur digitalen Transformation.
Aber wird sich der Wandel hin zum E-Procurement in den kommenden Jahren weiter beschleunigen?
Prognosen für das E-Procurement im B2B
Wie bereits erwähnt, hat uns die Gesundheitskrise die Notwendigkeit der Digitalisierung der Beschaffung vor Augen geführt. Sobald die unmittelbaren Risiken unter Kontrolle sind, können wir uns auf die Hauptziele des E-Procurement konzentrieren. Europäische Unternehmen streben eine Digitalisierung ihrer Prozesse von derzeit 41% auf 72% im Jahr 2025 an.
Um dies zu erreichen, haben papierlose Transaktionen in 3 Hauptbereichen zugenommen:
- Produktauswahl;
- Bestellversand;
- Rechnungsstellung und Zahlungsmanagement.
Neben der Automatisierung der Prozesse wird die Digitalisierung durch die Möglichkeit des Qualitätsmanagements der gewonnenen Daten zu einem echten Hebel.
Europäische Unternehmen haben die nachhaltige Entwicklung zu einem entscheidenden Faktor bei ihren digitalen Zielen gemacht. Dank E-Procurement können Unternehmen den CO2-Fußabdruck ihrer Lieferanten besser beurteilen, was für Beschaffungsabteilungen mit Blick auf die Energiewende von großem Interesse ist.
Die Digitalisierung der Beschaffung in Europa: Schwerpunkte
Beschaffungsabteilungen stellen Innovation und Talentmanagement gerne vorübergehend zugunsten kurzfristiger strategischer Prioritäten zurück. Hier ein Überblick über die vier wichtigsten Gründe, warum europäische Unternehmen den Wechsel zur Digitalisierung der Beschaffung vornehmen.
1 – Kostensenkung
Angesichts steigender Rohstoffpreise in Europa liegt der Wunsch nach Kostensenkungen auf der Hand. Es ist daher nicht verwunderlich, dass dieses Ziel seit 2019 Priorität Nummer 1 war und ist.
Neben den Schwierigkeiten, die auf den Preisanstieg zurückzuführen sind, ergeben sich weitere Probleme durch Verknappung, Inflation und den Rückgang der Wirtschaftstätigkeit in bestimmten Sektoren. Es gibt also viele zusätzliche Argumente, warum Unternehmen sich für eine Kostensenkungsstrategie entscheiden sollten.
2 – Digitale Transformation
Während die digitale Transformation früher vor allem die Sache großer Unternehmen war, beschleunigen nun auch kleine und mittlere Unternehmen den Übergang und planen weitaus größere Investitionen für eine vollständige Umstellung auf digitale Prozesse. Außerdem rechnen sie kurz-, mittel- und langfristig mit einem positiven ROI (Return on Investment = Kapitalrentabilität).
Um diesen Wandel nachhaltig einzuleiten und seine unmittelbare Wirksamkeit abzuschätzen, konzentriert man sich am besten auf weniger komplexe Beschaffungsprozesse.
3 – Lieferantenbeschaffung
Die Beschaffung macht lediglich 15% der Hauptprioritäten der europäischen Unternehmen aus, liegt aber immer noch an dritter Stelle, hinter Kostensenkung und digitaler Transformation.
Beobachter haben in den letzten Jahren einen starken Anstieg bei der Beschaffung festgestellt. In dem Bestreben, eine nachhaltige Entwicklung und Transparenz zu erreichen und sich von der Masse abzuheben, wählen Beschaffungsabteilungen mit großer Sorgfalt hochkarätige Lieferanten mit entsprechenden Verpflichtungen aus. Die Auswahl der Lieferanten ist eine der wichtigsten Grundlagen der Beschaffungsfunktion, die es unter anderem ermöglicht, die erzielten Margen zu erhöhen und die Risiken zu verringern.
4 – Risikomanagement
Der vierte Schwerpunkt ist ein wesentlicher Bestandteil der Beschaffungsfunktion, nämlich das Risikomanagement.
Die Online-Beschaffung, bei der das Management der Lieferkette eines Unternehmens über eine Online-Plattform zentralisiert wird, zielt in hohem Maße auf eine Risikominderung ab. Denn durch die Automatisierung wird der Prozess vereinfacht, die Zahl der Akteure reduziert und manuelle Eingriffe und Fehler verringert.
Für einen zu 100% digitalen Beschaffungsprozess gehören Procure-to-Pay- (P2P) und Source-to-Pay- (S2P) Lösungen inzwischen als wesentliche Faktoren zum Spektrum der Beschaffungsinstrumente der nächsten Generation eines Unternehmens.
Der Online-Einkaufs- und Beschaffungsprozess
Die Zukunft der Beschaffung wird vollständig digital sein, was den Einkäufern viele Vorteile bringt.
Warum sollten Sie Ihre Beschaffung digitalisieren?
Durch die Digitalisierung der Beschaffung können die Hauptakteure der Beschaffungsfunktion ihr Fachwissen in strategischeren Bereichen einbringen. Darüber hinaus hat E-Procurement noch viele weitere Vorteile:
- Ausgabenkontrolle;
- Kostensenkung;
- Verkürzung der Lieferzeiten;
- Beseitigung von Aufgaben mit geringer Wertschöpfung.
Außerdem haben die Unternehmen dank elektronischer Kataloge unmittelbar Zugriff auf die verfügbaren Produkte. Die Beschreibungen und die vorrätigen Mengen sind stets aktuell.
Wie sieht der Einkäufer von morgen aus?
Die Beschaffungsfunktion hat sich seit 1850 ständig weiterentwickelt. Wie wird sie sich weiter verändern?
Der Einkäufer von morgen überlässt sich wiederholende Aufgaben und sämtliche Arbeiten im Zusammenhang mit der Bestellung von Vorräten und Material den E-Procurement-Lösungen, damit er sich mehr auf die Beschaffungs- und Lieferstrategie konzentrieren kann. Das bedeutet, dass er seine Leistung durch Wertschöpfung verbessern kann und damit zu einer echten Bereicherung für das Unternehmen wird.
Dank der Daten, die ihm über Datenanalysetools zur Verfügung gestellt werden, kann er vorausschauend und proaktiv handeln, um dem Unternehmen einen Vorsprung gegenüber der Konkurrenz zu verschaffen und seine Innovationskraft auf höchstem Niveau zu halten.
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